Alljährlich Ende August, Anfang September finden sich mitten in der staubigen, lebensfeindlichen Wüste, …
Alljährlich Ende August, Anfang September finden sich mitten in der staubigen, lebensfeindlichen Wüste, …
… in der Black Rock Desert im US-Bundesstaat Nevada, Massen merkwürdig gekleideter Menschen ein.
Sie kämpfen sich durch Sand und Staub, um an einem der letzten Relikte der Hippiekultur teilzuhaben, dem “Burning Man Festival”.
In diesem Jahr brachte ein ungewöhnliches Ereignis alles etwas durcheinander: Schwere Regenfälle, in dieser Wüsten-Region eher selten, zwangen die Veranstalter dazu, den Start zu verschieben. Die Straßen waren unpassierbar geworden.
Eigentlich sollte das Burning Man Festival am 25. August beginnen, nun öffneten sich aber die Tore für die Besucher erst am 26. August um 6 Uhr abends.
So lange mussten sich die bereits angereisten Gäste anderweitig vergnügen – einige hingen am Strand ab, wie hier am Pyramid Lake, …
… andere deckten sich nochmal richtig mit Vorräten ein.
Denn zu kaufen gibt es auf dem Festivalgelände fast nichts, nur Kaffee und Eiswürfel.
Die außergewöhnliche Party rund um den meterhohen Holzmann wird in diesem Jahr bereits zum 28. Mal zelebriert.
Angefangen hatte alles 1986 – damals hatte “Urvater” Larry Harvey (l., 1998) mit ein paar Freunden die erste Holzfigur am Baker Beach in San Francisco verbrannt; wohl aus Liebeskummer und aus Gründen, an die sich heute von den “Burning Man”-Pionieren keiner mehr so recht erinnert.
Seit im Jahr 1990 dort das Verbrennen der Holzfigur am Strand verboten wurde, findet das Festival …
… in der Black-Rock-Wüste rund 75 Kilometer nördlich von Reno statt – und statt 20 Freunden kommen nun jährlich zehntausende Freaks aus aller Welt.
Aus dem Herzschmerz-Ritual im Freundeskreis ist eine mehrtägige Massenparty geworden.
In diesem Jahr sind es um die 70.000, die sich im Vorfeld eins der gar nicht mal so preiswerten Tickets besorgt haben.
380 US-Dollar kostet der Großteil der Eintrittskarten; für Menschen mit geringem Einkommen gab es ein Kontingent von 4000 “Low Income Tickets” a 190 Dollar.
Der Andrang ist dennoch groß – das Festival ist ausverkauft und Spontanbesucher, …
… die auf eine Last-Minute-Eintrittschance hoffen, müssen am Eingangstor enttäuscht umkehren.
In der Zeit des Festivals – bis zum 1. September – entsteht dort, rund um den meterhohen hölzernen Mann, …
… eine temporäre Stadt aus Kunstinstallationen …
… und Wüsten-Fahrzeugen, den sogenannten Art Cars oder auch Mutant Vehicles.
Auf dem Festivalgelände sind auch nur diese Art Cars, Radfahrer und Fußgänger erlaubt. Keine normalen Fahrzeuge – und kein Müll, keine Hunde, keine Waffen.
Denn hier gibt es bei aller Freiheit auch Regeln, die “Ten Principles of Burning Man”. Dazu gehört das Gebot: Schenken! (“Burning Man is devoted to acts of gift giving”) Auf Geschenke dürfte man etwa angewiesen sein, wenn man vergessen hat, sich Verpflegung mitzubringen.
Was man mitgebracht hat, darf man keinesfalls als Müll zurücklassen, denn ein anderes der zehn Gebote lautet: “Leaving No Trace” (Keine Spuren hinterlassen).
Auch das Tragen von Markenlogos ist verpönt.
Ansonsten sind Toleranz und Respekt oberstes Gebot.
Es gibt Musik und Kunstaktionen, interaktive Skulpturen …
… und viel, viel Platz für Selbstdarsteller aller Art.
Geschlafen wird im Zelt oder Wohnmobil.
Auf umfangreiche Körperhygiene muss wegen des Wassermangels während der Festivaltage verzichtet werden. Zur Erfrischung …
… fährt aber ein “Black Rock Geyser” rum. Unter dem Sprenger dieses Trucks können sich Fußgänger und Fahrradfahrer eine kurze Dusche abholen – auch wenn das Wasser durch die Wüstenhitze oft nicht mehr kühl, sondern schon ziemlich heiß geworden ist.
Toilettenhäuschen gibt es aber – und Laternen mit eigenen “Lamplighters”, …
… die in der Dunkelheit der Wüstennacht für Licht sorgen.
Das “Burning Man Festival” steht jedesmal unter einem Thema; in diesem Jahr ist es “Caravansary” (Karawanserei).
Eine Karawanserei war früher eine von einer Mauer umgebene Herberge für Karawanen entlang ihrer Routen; dort kamen die Reisenden mit ihren Tieren und mitgeführten Handelsgütern sicher unter.
Die Karawensereien waren nach Aussage der “Burning Man”-Veranstalter mehr als Unterkünfte in der Wüste, sie brachten verschiedendste Menschen zusammen: …
… Händler, Pilger, Mönche, Nomaden, reisende Unterhaltungskünstler und Abenteurer aus allen Ecken der Welt. So wie sich heute auch Menschen von überall her hier zusammenfinden.
Höhepunkt des “Burning Man Festivals” ist jedesmal am Sonntag (immer der Sonntag vor dem “Labor Day”, dem ersten Montag im September) das namensgebende Verbrennen des Holz-Mannes.
Das Publikum verabschiedet sich an diesem letzten Abend mit einer orgiastischen Party.
Am Labor Day selbst endet dann der Riesenrummel. Die zehntausenden Besucher machen sich auf den Heimweg zurück durch die Wüste, unter die heimische Dusche.
Überschattet wird das diesjährige Festival jedoch von einem tragischen Unfall: Nach Angaben der Veranstalter kam die 29-jährige Alicia Louise Cipicchio aus Jackson, Wyoming ums Leben, nachdem sie am frühen Donnerstagmorgen unter ein Fahrzeug geraten war. Sie erlitt dabei tödliche Verletzungen. Nun wird durch die örtlichen Behörden untersucht, wie es zu dem Unglück kommen konnte.
Mischung aus Woodstock, Love Parade und Mad Max: Burning Man - das bizarre Wüstenfestival
No comments:
Post a Comment