Stand: 07.08.2014 06:39 Uhr
35 Jahre nach dem Ende ihrer Herrschaft hat ein kambodschanisches Gericht zwei ehemalige Anführer der Roten Khmer verurteilt. Der Ex-Propagandachef und der ehemalige Staatschef erhielten wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit lebenslange Haftstrafen.
Von Udo Schmidt, ARD-Hörfunkstudio Singapur
Lebenslängliche Haft für den früheren Staatspräsidenten der Roten Khmer, Khieu Samphan, sowie den Chefideologen Nuon Chea – das sind die erwarteten und von vielen Kambodschanern erhofften Urteile gegen die beiden letzten hochrangigen Vertreter der Roten Khmer. Angeklagt waren die beiden wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit bei der Vertreibung der Bewohner Phnom Penhs gleich nach der Machtübernahme der Roten Khmer im April 1975.
Millionen Tote durch Rote Khmer
Die heutigen Urteile sind die wohl wichtigsten des Völkertribunals in Kambodscha, mehr als 35 Jahre nach dem Ende der grausamen Herrschaft der Roten Khmer, der mehr als 1,7 Millionen Kambodschaner zum Opfer fielen. “Es ist das erste Mal, dass wirklich verantwortliche Führungskader, die damals das Morden angeordnet haben, verurteilt worden sind. Damit ist ein historischer Fakt auch juristisch belegt”, sagt Lars Olsen, der Sprecher des Tribunals.
Chum Mey ist einer der wenigen Überlebenden eines Foltergefängnisses der Roten Khmer damals in Phnom Penh. Für ihn persönlich sei das Urteil sehr wichtig, sagt er: “Es ist gerecht, es durfte kein anderes Urteil geben.”
Die Angeklagten hatten während des Prozesses mehrfach erklärt, von Vertreibung und Ermordung nichts gewusst zu haben. Immer wieder hatten Prozessbeobachter wütend auf diese Einlassungen reagiert. “Sie haben uns so viel angetan. Sie konnten nur mit lebenslänglich bestraft werden”, sagt die 65-jährige Tob Houn.
Zweites Verfahren hat begonnen
Für Kambodscha bedeutet das heutige Urteil ein wichtiges Stück Gerechtigkeit. Für die Opfer und deren Angehörige sei es auch die Möglichkeit, nach vorne zu schauen, sagt Lars Olsen: “Ich hoffe, dass dieser Prozess und die Urteile dazu führen, dass die Menschen das Kapitel Rote Khmer schließen können. Der Prozess macht es den Opfern möglich, nun wieder in die Zukunft zu schauen.”
Ein zweites Verfahren gegen die beiden heute Verurteilten hat jedoch bereits begonnen. In diesem Prozess geht es um die Vertreibung und Ermordung der vietnamesischen Minderheit in Kambodscha. Das Tribunal hatte das Verfahren in mehrere Teilprozesse aufgespalten, um möglichst schnell zu ersten Urteilen kommen zu können.
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Kambodscha: Lebenslang für Anführer der Roten Khmer
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