Thursday, May 29, 2014

Was Frauen sein sollen: Instagram will alles außer Nippeln sehen

Unterhaltung
Scout Willis bei ihrem Protest-Spaziergang auf der Lower East Side. Scout Willis bei ihrem Protest-Spaziergang auf der Lower East Side.

Donnerstag, 29. Mai 2014


Von Anne Pollmann


Unter ‘FreeTheNipple’ machen Twitter-Nutzer gegen die Zensur weiblicher Brustwarzen mobil. Instagram scheint das nicht zu interessieren. Es wird alles gelöscht, was ein vollwertiger Damen-Nippel ist. Die Tochter von Demi Moore wählt daraufhin eine eigenwillige Form des Protests.


Bei Instagram klare Standards, wenn es um Zucht und Ordnung geht. Die Internet-Plattform, die Nutzer dazu anregen will, persönliche Bilder mit der Öffentlichkeit zu teilen, hat eine genaue Vorstellung davon, was anstößig ist und was nicht. Eine weibliche Brustwarze in Frontalaufnahme? Obszön. Aber: Schmollmundige Busenwunder in knappen Bikinis? In Ordnung.


Scout am Blumenstand während ihres Protestshootings. Scout am Blumenstand während ihres Protestshootings.

Diesem Urteil fiel auch ein Foto der 22-jährigen Scout Willis zum Opfer und wurde kurzerhand mit dem Hinweis gelöscht, die Benutzerregeln auf Instagram verböten jegliche Form von Nacktheit. Das Foto der Tochter von Bruce Willis und Demi Moore zeigte eine von ihr selbst designte Jacke, auf der zwei Frauen oben ohne dargestellt waren. Zu viel für Instagram. Einige der Nutzer der globalen Instagram-Community seien bei derlei freizügigen Inhalten besonders sensibel.


Gleichberechtigung unter Nippeln


Dan Bilzerian auf einem seiner Instagram-Bilder. Dan Bilzerian auf einem seiner Instagram-Bilder.

Scout Willis reagierte prompt und provokant. Über Twitter unter dem Hashtag “FreeTheNipple” postete sie Fotos von sich, auf denen sie barbusig über die Lower East Side schlendert. Darunter zu lesen: “Legal in New York City, nicht auf Instagram”. In der Stadt ist es Frauen seit 1992 erlaubt, sich oben ohne in der Öffentlichkeit zu bewegen.


Hinter dem Stichwort “FreeTheNipple” verbirgt sich eine globale Initiative für die Gleichberechtigung der Darstellung männlicher und weiblicher Oberkörper. Männliche Brustwarzen würden kaum zensiert, weibliche hingegen schon. Ähnliche Forderungen stellen die Bewegungen wie “topless equality” oder “topfreedom”.


Auf Twitter lösten ihre Posts Diskussionen darüber aus, was okay ist und was nicht. Scout Willis provozierte mit dem Foto einer Brustkrebspatientin. Auf dem Foto ist ein flacher, weiblicher Oberkörper zu sehen. Dort, wo normalerweise die Brustwarzen wären, verlaufen zwei große Narben. “Nun, wie genau würdet ihr hiermit umgehen, Instagram?”, fragt die 22-Jährige herausfordernd in der Bildunterschrift.


“Stillen ist obszön”


Rihanna posierte auf dem Cover für "Lui" oberkörperfrei. Rihanna posierte auf dem Cover für “Lui” oberkörperfrei.

Eine Nutzerin beklagt, ein Post über Gebärmutterhalskrebs sei von Instagram als “unangemesser Inhalt” gelöscht worden. Eine andere postet ein Foto, das eine Massenkarambollage zwischen Fahrradfahrern und einem Auto zeigt, und fragt “… aber einem Baby die Brust geben ist obszön?”. Instagram weist in den eigenen Richtlinien darauf hin, dass man auch der Meinung sei, dass “Stillen etwas Natürliches und Schönes ist, (…) Fotos, die eine vollständig entblößte Brust zeigen, während das Baby nicht aktiv trinkt, verstoßen gegen unsere Gemeinschaftsrichtlinien.”


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Scout Willis postete zudem mehrere Fotos des umstrittenen Dan Bilzerian. Schlagzeilen machte der Poker-Millionär zuletzt, weil er in einem Video ein nacktes Model aus dem ersten Stock in einen Pool warf, knapp verfehlte und dem Pornosternchen damit den Fuß brach. Der 33-Jährige postet fast täglich Fotos von nackten Frauen in eindeutigen Posen, die Nippel nur bedeckt von winzigen Aufklebern in Herzform – und häufig dekoriert mit Knarren, Katzen oder anderen absurden Accessoires. Willis kommentierte eines von Bilzerians Fotos einer Frau in Reizwäsche so: “Bilder von Brustkrebsüberlebenden werden markiert und gelöscht, aber die hier sind supergeil und superheiß, hab ich recht?”.


Ähnlich war es Rihanna Ende April ergangen. Wegen eines Covers für das französische Magazin Lui, auf dem sich die Sängerin mit entblößten Brüsten zeigte, wurde ihr Account ebenfalls gesperrt.


Scout Willis hat mittlerweile über Twitter mitgeteilt, dass ihr Account wieder freigegeben sei, “aber jetzt ich will ihn nicht mehr”.


Quelle: n-tv.de







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