Soma – Nach dem schwersten Grubenunglück der türkischen Geschichte gibt es erstmals eine konkrete Aussage zur Zahl der Menschen, die weiter in der Mine eingeschlossen sind. Energieminister Taner Yildiz sagte, in der Grube würden noch höchstens 18 Kumpel vermutet. Grundlage für diese Information seien Angaben der Familien sowie der Betreibergesellschaft.
Yildiz sagte, anders als vermutet seien “nicht Hunderte Menschen” in der Mine eingeschlossen. Indirekt ließ er gleichzeitig erkennen, dass es für die Verschütteten wohl keine Hoffnung mehr gibt. Die Zahl der Todesopfer werde letztlich bei rund 300 liegen, sagte er. Bestätigt sind bislang 284 Tote.
Zu Wort meldete sich am Freitagmorgen auch der Betreiber der Mine. Alp Gurkan, Chef der Soma Holding, schloss fahrlässiges Handeln seiner Firma als Unglücksursache aus. Auch sei das Feuer im Bergwerk nicht in einem Umspannwerk ausgebrochen, wie bislang immer angenommen wurde. Die genaue Ursache für das Unglück sei weiter unklar, auch weil Teile der Grube von außen nicht zugänglich seien. Die große Hitze habe dazu geführt, dass Teile des Bergwerks eingestürzt seien. Gurkan sprach von einem “unglaublichen Unglück an einem Ort, wo es in den vergangenen 30 Jahren sehr selten zu Unfällen gekommen ist”.
Betreiber: Keine Unregelmäßigkeiten festgestellt
Bereits zuvor hatte die Soma Holding mitgeteilt, die zuständigen Behörden hätten das Bergwerk alle sechs Monate überprüft. Die letzte Kontrolle sei im März erfolgt. Dabei seien keine Unregelmäßigkeiten festgestellt worden. Die Nachrichtenagentur Dogan meldete hingegen, in der Zeche mit 6500 Arbeitern habe es nur einen einzigen kleinen Schutzraum gegeben. Bergleute und Rettungskräfte sagten am Donnerstag in Soma, ihnen sei verboten worden, mit Journalisten zu sprechen.
Soma-Holding-Chef Gurkan bestätigte nun, dass sich zum Unglückszeitpunkt 787 Arbeiter in dem Bergwerk aufhielten – auch über diesen Punkt hatte es bislang nur Spekulationen gegeben. Von den Bergleuten seien 363 in Sicherheit gebracht worden, 122 befänden sich in Krankenhäusern. Zu den 284 bestätigten Todesopfern kommen laut Gurkan die 18 Bergleute, die noch immer vermisst werden.
Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach den Angehörigen der Toten unterdessen sein Beileid aus. Die Tragödie habe ihn zutiefst traurig gestimmt, sagte Ban laut Mitteilung der Vereinten Nationen. Er hoffe gemeinsam mit den Angehörigen und Überlebenden darauf, dass die Ursache schnell aufgeklärt werden könne und dass Maßnahmen ergriffen würden, die derartige Unfälle künftig verhindern.
Der türkische Staatspräsident Abdullah Gül sagte eine Aufklärung der Katastrophe zu. “Die Untersuchungen haben schon begonnen”, sagte Gül am Donnerstag nach einem Besuch an der Unglückszeche. “Sie werden mit großer Sorgfalt weitergeführt.” Gül sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. “Es ist ein großer Schmerz, und es ist unser aller Schmerz.”
Entrüstung löste ein Berater von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan aus, der am Ort der Katastrophe in Soma auf einen Demonstranten eingetreten hat. In Soma kam es zu erschütternden Szenen, als Familien die toten Kumpel zu Grabe trugen. Die Katastrophe gilt als schlimmste dieser Art weltweit seit fast 40 Jahren. Der Koordinationsrat der Muslime (KRM) in Köln appellierte an Muslime bundesweit, das Freitagsgebet den Opfern von Soma zu widmen.
Grubenunglück in der Türkei: Minister spricht von höchstens 18 Eingeschlossenen
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