Saturday, May 10, 2014

"Sie müssen Vertrauen zurück gewinnen": ADAC ringt um den Zukunftsplan

Wirtschaft
Pannenhelfer sind Profis - und für liegen gebliebene Autofahrer oft die letzte Hoffnung: Eine glaubwürdige Neuaufstellung des ADAC liegt im Interesse aller Beteiligten. Pannenhelfer sind Profis – und für liegen gebliebene Autofahrer oft die letzte Hoffnung: Eine glaubwürdige Neuaufstellung des ADAC liegt im Interesse aller Beteiligten.(Foto: picture alliance / dpa)

Samstag, 10. Mai 2014


Der ADAC braucht einen Neustart. Doch der Weg aus der tiefen Krise ist lang. Der Verein hat in den Augen seiner Kritiker viel Vertrauen verspielt. In Saarbrücken will der ADAC den Weg für Reformen bereiten. Erster Schritt: Ein neues Portal für Hinweisgeber.


Einer der größten und bis vor kurzem noch einflussreichsten deutschen Interessenvertretungen will auf seiner großen Jahreshauptversammlung die Weichen für den anstehenden Reformprozess stellen. In Saarbrücken begann am Wochenende das ADAC-Spitzentreffen mit Vertretern der 18 Regionalclubs, die in der Metropole an der Saar über die geplante Neuausrichtung des zweitgrößten Autofahrerclubs der Welt beraten wollen.


Der skandalgebeutelte Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) mit seinen fast 19 Millionen Mitgliedern steckt seit drei Monaten in der tiefsten Krise seit seiner Gründung vor 111 Jahren. Zum Auftakt der Veranstaltung rief die saarländische Ministerpräsidentin, Annegret Kramp-Karrenbauer, zur Erneuerung auf. Vertrauen sei das wichtigste Kapital des Autoclubs gewesen. “Das müssen Sie zurück gewinnen”, sagte die Regierungschefin in ihrem Grußwort.


Trennung von Verein und Unternehmen


Schnelle Entscheidungen sind zunächst nicht zu erwarten: Bis November sollen den bisherigen Plänen zufolge Arbeitsgruppen in etlichen Themenfeldern nach Wegen suchen, die Organisation transparenter, demokratischer und vor allem wieder glaubwürdig zu machen. Zur Debatte in der Saarbrücker Congresshalle steht unter anderem ein “Zehn-Punkte-Plan zur Erneuerung des ADAC”, den die Verbandsspitze im Februar vorgelegt hatte.


Zehn-Punkte-Programm des ADAC

Das Reformprogramm des ADAC umfasst folgende zehn Themenbereiche:


  1. Selbstverständnis und Leitlinien

  2. Leistungen und Produkte

  3. Studien, Tests und Auszeichnungen

  4. Mitgliederbeteiligung

  5. Strukturen und Rechtsformen

  6. Prozesse und Compliance

  7. Führung und Mitarbeiter

  8. Programmorganisation

  9. Beirat

  10. Sofortmaßnahmen

(Quelle: ADAC)




Nach einem Vorbereitungstreffen Ende März in München sind davon sieben Punkte übrig geblieben. Das Thema “Führung und Mitarbeiter” wurde zunächst ausgeklammert. Der Punkt “Programmorganisation” ging in dem Reformpunkt “Unternehmenskultur und Zusammenarbeit” auf. Die Reformvorhaben “Beirat” und “Sofortmaßnahmen” hat die ADAC-Spitze bereits eingeleitet.


Direktkontakt für “Whistleblower”


Teil dieser Sofortmaßnahmen ist ein internes Hinweis-System, über das Mitglieder den Verein auf mögliche Verstöße gegen Richtlinien oder gar Gesetze hinweisen können. Über das speziell eingerichtete Online-Portal können auch Betroffene anonym Hinweise auf Unregelmäßigkeiten geben, wie der Verein auf seiner Hauptversammlung mitteilte. Die Meldungen der sogenannten “Whistleblower”, die etwaige Verstöße melden, werden allerdings nicht vom Autofahrerclub selbst verarbeitet, sondern gehen an eine externe Anwaltskanzlei, um die Unabhängigkeit der Überwachung zu gewährleisten. Vergleichbare Systeme gibt es auch bei großen Unternehmen.


Zu den wichtigsten Baustellen des ADAC gehört nach allgemeiner Auffassung jedoch eine neue Struktur für die wirtschaftlichen Aktivitäten des Clubs. Vor allem eine bessere Aufsicht über die vielen Tochterunternehmen und eine schärfere Trennung des ADAC-Vereins und dem Unternehmen ADAC halten Kritiker für unumgänglich – und eigentlich auch für längst überfällig.


Das Vorhaben ist kompliziert, die wirtschaftlichen Verflechtungen über Jahrzehnte gewachsen. Die personelle Erneuerung an der Spitze des Riesenverbands soll hinter der Neuaufstellung der Organisationsstruktur zurückstehen: Einen neuen Präsidenten will die Führung des Clubs frühstens auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im November, spätestens aber 2015 wählen. Über einen entsprechenden Antrag beraten im Laufe des Tages die rund 190 Delegierten.


Übergangschef Markl bleibt


Beobachter rechnen mit einer breiten Zustimmung zu dem Plan. Damit bliebe der Erste Vizepräsident August Markl zunächst weiter Chef des ADAC. Er war kommissarisch eingesetzt worden, nachdem Präsident Peter Meyer im Zuge des Skandals Mitte Februar zurückgetreten war. Als Chef des Regionalclubs Nordrhein gehört er der Vereinsführung aber weiter an.


Mehr zum Thema


Termin und Ort der Versammlung standen lange vor dem Beginn der Krise fest. Das Treffen begann gegen 10.00 Uhr. Gegen Mittag will die Club-Führung dann bereits auf einer Pressekonferenz über die Ergebnisse der Beratungen berichten und über das weitere Vorgehen informieren. Unterstützt wird der ADAC dabei von einem Beirat unter Leitung von Unicef-Deutschland-Chef Jürgen Heraeus.


Der ADAC steht seit Jahresbeginn wegen immer neuer Vorwürfe in der Kritik. Nachdem Manipulationen bei seinem Autopreis “Gelbe Engel” bekannt geworden waren, sorgten unter anderem die Nutzung von vereinseigenen Rettungshubschraubern für Dienstreisen des Präsidiums sowie die Organisation der Pannenhilfe für negative Schlagzeilen. Die praktische Arbeit der umgangssprachlich ebenfalls als Gelbe Engel bezeichneten Pannenhelfer des Vereins blieb von den Skandalen an der ADAC-Spitze weitgehend unberührt.


Quelle: n-tv.de







n-tv.de – Startseite



"Sie müssen Vertrauen zurück gewinnen": ADAC ringt um den Zukunftsplan

No comments:

Post a Comment