Saturday, May 24, 2014

Rausgesprengt, durchgelöffelt, ausgebüxst: Die tollkühnsten Gefängnis-Ausbrecher

Da staunen die Beamten in Berlin nicht schlecht: Aus der Justizvollzugsanstalt Moabit sind zwei Verbrecher entkommen.



Da staunen die Beamten in Berlin nicht schlecht: Aus der Justizvollzugsanstalt Moabit sind zwei Verbrecher entkommen.


Metin-Michael Müslü und Ulrich Ziegler machen es dabei nach der alten Schule: Sie sägen die Gitterstäbe vor ihrem Fenster durch, seilen sich mit Bettlaken ab und klettern über die Zäune.


Ziegler soll auf seinem Bett noch einen Zettel hinterlassen haben: “Muss noch was erledigen, komme in drei Wochen wieder.” Ganz schön frech!


Überbleibsel ihrer Kleidung zeugen am Tag danach von ihrer dreisten Aktion – und hinterlassen unangenehme Fragen an die Gefängnisleitung.


Wie kann ein solcher Ausbruch unbemerkt bleiben, zumal die Flucht auf den Bildern einer Überwachungskamera zu sehen ist? Angeblich drücken die Wachen eine Alarmmeldung weg.


Wenn Verbrecher aus Haftanstalten entkommen, stehen diejenigen, die auf sie aufpassen sollen, immer etwas dumm da. Das zeigen auch viele historische Beispiele. Ortswechsel: Alcatraz vor San Francisco gilt über Jahrzehnte als sicherster Knast der Welt.


Ringsum nur von Meer umgeben, mitten im Pazifik – wer von “The Rock” fliehen will, muss gut schwimmen können.


Oder er macht es wie diese drei Herren (wie sie damals aussahen und wie sie heute aussehen könnten). Frank Morris Clarence Anglin und sein Bruder John starten 1962 eine der legendärsten Ausbrüche in der Geschichte. Sie basteln aus dem Motor eines Staubsaugers une Löffeln einen Bohrer.


Mit dessen Hilfe durchdringen sie die Betonmauern ihrer Zellen und gelangen in den dahinter liegenden Lüftungsschacht. Von dort geht es über das Dach auf das Gelände und ans Meer.


Hier lassen sie ihre zweite Bastelarbeit zu Wasser: Aus den Regenmänteln der Gefangenen haben sie Gummiflöße konstruiert und stechen in See. Ob sie überlebt haben, ist ungewiss. Die drei tauchen nie wieder irgendwo auf, sehr wohl werden aber Überreste ihrer Flöße angeschwemmt.


Unentdeckt bleibt ihrer Flucht übrigens neun Stunden lang: Die drei platzieren in ihren Betten Gummiköpfe, auf die die Wachen lange Zeit hereinfallen.


Ähnlich legendär ist der Ausbruch dieses windigen Gesellen: John Dillinger ist in den 1930er-Jahren in den USA einer der berüchtigsten Ganoven. Das FBI führte ihn als “Staatsfeind Nr. 1″. Dillinger und seine Bande raubten Banken in große, Stil aus.


Anfang 1934 geht es daher für ihn – mal wieder – ins Kittchen. Er sitzt im damals als besonders ausbruchsicher geltenden Gefängnis von Crown Point ein.


Doch dann kommt der große Coup: Sein Anwalt bringt ihm diese Holzattrappe eines Colts mit. Damit bedroht er die Wärter, zwingt sie, die Zellentür zu öffnen und sperrt die Wachmannschaft ein. Dann stiehlt er ausgerechnet den Wagen des Sheriffs und flieht.


Das FBI fahndet monatelang nach Dillinger. Die Ermittler spüren ihn ein Jahr später schließlich auf, bei seiner Festnahme wird er erschossen.


Wegen seiner dreisten Verbrechen ist Dillinger zur Legende geworden. Seine Geschichte ist der Stoff für den Kinostreifen “Public Enemies”, mit Johnny Depp in der Hauptrolle als John Dillinger.


Besonders einfach scheint es das Gefängnis Korydallos in Griechenland den Insassen zu machen. Vasilis Paleokosta schafft es 2006 und 2009 zwei Mal, hier zu entkommen.


Und beide Male bedient er sich derselben Methode: Bei einem Freigang auf dem Gefängnishof schwebt mit einem Mal …


… ein Helikopter ein. Paleokosta und …


… sein Komplize Alket Rizaj ergreifen das Seil, das herabgelassen wird, und fliegen davon. Der Heli taucht später am Stadtrand von Athen wieder auf.


Kurios: Die Wachen schießen dem Hubschrauber hinterher. Einer trifft sich dabei selbst in der Hand. Paleokosta ist noch immer auf der Flucht.


Christian Bogner verursacht im Jahr 2004 einiges Aufsehen, weil er diese 5,5-Meter-Mauer der JVA Lübeck überwindet – mithilfe eines Gabelstaplers und einer eigens in der Anstaltsschlosserei gefertigten Leiter.


Auf der anderen Seite wartet auf Bogner dieser gemietete Mercedes. Der Flüchtige lässt es sich gutgehen. Er wird in einem Lübecker Café gesehen, wo er überstürzt aufbricht, als im Radio von seiner Flucht berichtet wird.


In den kommenden vier Tagen auf der Flucht eskalieren die Dinge. Bogner ermordet den arbeitslosen Landschaftsgärtner Engelbert Danielsen (im Bild: die Grube, in der Danielsen verscharrt wurde). Angeblich will Bogner dessen Identität annehmen.


Das LKA Schleswig-Holstein spürt Bogner schließlich auf. Es geht zurück in den Knast – allerdings dieses Mal nach Oldenburg. Er sitzt lebenslang mit anschließender Sicherungsverwahrung.


Dabei spielen vor allem die Taten eine Rolle, die er in Freiheit begangen hat. Der Ausbruch ist in Deutschland nämlich kurioserweise legal. Kritisch wird es für zwei weitere berühmte Ausbrecher, Peter Paul Michalski und Michael Heckhoff, ebenfalls erst, nachdem sie aus der JVA Aachen geflohen sind.


Michalski (im Bild) und Heckhoff entkommen 2009, nach eigenem Bekunden angetrieben von den widrigen Haftumständen in Aachen.


Ein Wachmann (l.) ist ihr Komplize. Er schließt ihnen die Türen auf und gibt ihnen Waffe nebst Munition.


Es beginnt eine wilde Verfolgungsjagd mit der Polizei, bei der Michalski und Heckhoff rauben und Geiseln nehmen. Schließlich werden die beiden mehrfach vorbestraften Verbrecher gefasst.


Im anschließenden Prozess bekommen Heckhoff (r.) und Michalski lange Haftstrafen aufgebrummt.


Im französischen Gefängnis Sequedin staunen die Wachen nicht schlecht, wie es dem Häftling Redoine Faïd gelingen kann, auszubüxen.


Der verurteilte Räuber, bei dessen Tat eine Polizistin zu Tode kam, hat vorgesorgt. Vermutlich in Taschentuchpackungen versteckt lässt er sich Sprengstoff kommen. Er nimmt vier Wärter als Geiseln und …


… sprengt sich frei. Sein Weg führt durch fünf Gefängnistüren, die er kaputtbombt. Nach und nach lässt er seine Geiseln frei …


… und flieht in einem Auto, das er schließlich auf der Autobahn abfackelt. Eineinhalb Monate später wird er wieder gefasst.


Besonders dreist ist die Masche dieser beiden Verbrecher, die 2013 in der Franklin Correctional Facility in Florida einsitzen. Joseph Jenkins und Charles Walker fälschen einfach ihre eigenen Entlassungspapiere und verlassen das Gefängnis, als sei nichts gewesen: Ordnungsgemäß melden sie sich bei einem Gericht, wie es für entlassene Strafgefangene Pflicht ist.


Sie gehen in die Kirche und besuchen Verwandte. Kurzum: Sie leben ein ganz normales Leben. Bis schließlich ein Angehöriger eines Mordopfers von Jenkins im Gefängnis anruft und sich misstrauisch nach den Umständen der Entlassung erkundigt – und der Betrug auffliegt.


Das Matrosskaja Tischina in Moskau – auf Deutsch heißt der Knast so etwas wie Matrosenruhe – ist ein berühmtes Untersuchungsgefängnis. Hier saß etwa auch Michail Chodorkowski ein. Etwas weniger bekannt ist …


… Oleg Topalow. Er soll zwei Morde begangen haben und sitzt im Mai 2013 hier ein. Aber dann löffelt er ein Loch in die Decke seiner Zelle und entkommt. Dabei verletzt er sich jedoch am Bein und wird nur 24 Stunden später in der Nähe der Anstalt aufgegriffen.


Bemerkenswert ist der Ausbruch von William Walter Asher nicht so sehr wegen der gewählten Methode. 1975 entkommt der verurteilte Räuber und Mörder aus dem Gefängnis von Sacramento und macht sich auf Richtung Norden. Er entrinnt seinen Häschern – für stolze 36 Jahre.


2011 kommt das FBI ihm schließlich auf die Schliche. Mit neuem Namen, neuer Frau und einem Job als LKW-Fahrer ist Asher schwer zu überführen. Eine Telefonüberwachung verrät ihn dann aber. Weder Freunde noch Familie wissen etwas von seiner dunklen Vergangenheit.


Dieser freundlich dreinblickende junge Mann kann Asher aber noch überbieten. George Wright schafft es, 41 Jahre frei zu bleiben – und das, obwohl er sich weiter Straftaten zu Schulden kommen lässt. Der verurteilte Mörder flieht 1970 aus einem Gefängnis in New Jersey. Er schließt sich der Black Liberation Army an, einer militanten Bürgerrechtsgruppe.


Zwei Jahre später ist er an einer Flugzeugentführung beteiligt. Als Priester verkleidet zwingt er mit Komplizen den Piloten, nachdem die Bande Lösegeld kassiert hat, zu einem Flug nach Algerien, wo sie verhaftet werden. Kurze Zeit später werden sie freigelassen, ihre Straftat wird als Reaktion auf die schlechte Behandlung Schwarzer in den USA gesehen.


Wright reist nach Europa, seine Komplizen werden 1976 in Paris gefasst. Er selbst bleibt auf freiem Fuß. Erst 2011 verraten ihn seine Fingerabdrücke in seinem mittlerweile portugiesischen Pass. In der Nähe von Lissabon endet Wrights jahrzehntelange Flucht.


Manchmal hinterlassen Fluchtversuche von Verbrechern auch ein Schmunzeln. Kostprobe gefällig? Bitte schön: Eine junge Frau besucht 2011 im mexikanischen Chetumal ihren Gatten, Juan Ramírez Tijerina, im Knast. Dass sie dabei einen großen Koffer dabei hat, macht zunächst niemanden stutzig. Schließlich könnte dieser ja Kleider oder Geschenke für den Insassen beinhalten.


Als die Dame das Gefängnis wieder verlassen will, schöpfen die Wachen Verdacht. Irgendwie wirkt die Besucherin nervös. Ein Blick in den Koffer verrät, warum.


Darin finden die Wachen den Häftling in denkbar unwürdiger Stellung.


Juan Ramírez Tijerina hat von der ganzen Aktion nichts. Die Wachen haben wenigstens ihren Spaß.


Apropos Spaß: Den haben auch die brasilianischen Gefängniswärter, die Rafaelo Valadao beim Ausbüxen erwischen. Der Häftling hat einen entscheidenden Fehler begangen: Das Loch in der Wand, durch das er fliehen will, ist für seinen Körperumfang einfach zu klein.


Es bedarf einiger Mühe, den unter Schmerzen leidenden Häftling zu befreien.




n-tv.de – Bilderserien



Rausgesprengt, durchgelöffelt, ausgebüxst: Die tollkühnsten Gefängnis-Ausbrecher

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