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Bastian Schweinsteiger applaudierte in Richtung des deutschen Fanblocks. Sein Gesicht sah aber nicht so aus als würde er feiern. Schweinsteiger wirkte eher verärgert darüber, dass er nach 76. Minuten ausgewechselt wurde.
Der Mittelfeldspieler des FC Bayern München, der auf Klubebene bereits alle wichtigen Titel gewonnen hat, scheint immer noch voller Ehrgeiz zu sein. Sein Körper zwickt zwar seit zwei Jahren an diversen Stellen und zwingt Schweinsteiger zu etlichen Zwangspausen, doch der 29-Jährige kämpft sich immer wieder zurück. Er ist ein echtes Stehaufmännchen.
Nachdem Schweinsteiger die WM-Vorbereitung aufgrund einer Knieverletzung nicht mitmachen konnte und Bundestrainer Joachim Löw ihn im Auftaktspiel des Turniers zugunsten von Sami Khedira auf die Bank setzte schrieben viele Fußballexperten Schweinsteiger bereits ab. Er wurde als nicht fit, als außer Form gebrandmarkt.
“Er kontrolliert das Spiel”
Beim 1:0-Sieg gegen die USA zeigte Schweinsteiger nun erneut, wie wichtig er für die Nationalmannschaft sein kann. “Bastian ist ein Stratege. Er kontrolliert das Spiel, gibt den Rhythmus vor. Es tut uns sehr gut, dass er wieder dabei ist”, schwärmte Nationaltorwart Manuel Neuer.
Tatsächlich zeigte Schweinsteiger gegen die Amerikaner, dass er ein Element ins deutsche Spiel bringen kann, dass es im defensiven DFB-Mittelfeld sonst nicht so ausgeprägt gibt: Das Gefühl für den Moment, in dem man einen Angriff startet oder es besser sein lässt. Man kann es auch Geduld nennen.
Am Auffälligsten wurde das Fehlen dieser Eigenschaft gegen Ghana. Löw hatte sich im zweiten Gruppenspiel auf der Sechserposition für Philipp Lahm und Khedira entschieden. Khedira erwischte einen schwachen Tag, irrte orientierungslos auf dem Platz umher. Lahm schaffte es auch deshalb nicht, das Spiel so unter Kontrolle zu bekommen wie von Löw zuvor gefordert. Ein Angriff jagte den nächsten, die Defensivreihen wurden völlig überrannt. Erst die Einwechslung von Schweinsteiger, verbunden mit seinen langen, seitenverlagernden Pässen, gaben dem Spiel wieder mehr Struktur.
“Das Mittelfeld war heute sehr stark”
“Was den Spielaufbau angeht, waren das heute schon Welten im Vergleich zum Ghana-Spiel”, sagte der Siegtorschütze gegen die US-Amerikaner, Thomas Müller. Mit Schweinsteiger als Schattenmann fiel es auch dem nach dem Ghana-Spiel stark in die Kritik geratenen Lahm deutlich leichter, einen Rhythmus aufzubauen und eine bessere Balance zwischen riskanten und sicheren Pässen zu finden.
“Das Mittelfeld war heute sehr stark, es hat das Spiel beherrscht. Es ist kaum ein Angriff der USA durchgekommen”, sagte Löw anschließend. Nun muss man fairerweise dazu sagen, dass die US-Amerikaner kein wirklicher Prüfstand für dieses deutsche Team sein konnten.
Stengers Schnellanalyse
US-Trainer Jürgen Klinsmann hatte größtenteils Jermain Jones auf der Spielmacherposition agieren lassen. Den Jones, der in über zehn Bundesligaspielzeiten mit zahlreichen Grätschen und großer körperlicher Härte aufgefallen war, aber ganz sicher nicht mit den technischen Gaben eines Spielgestalters. Wenn Jones den Regisseur geben muss, kann man sich ausmalen, welche Leistungen die restlichen US-Offensivspieler abrufen können.
Für Löw war das unerheblich. Er hob heraus, dass es eine große Herausforderung war, gegen die Kompaktheit der USA ein Mittel zu finden, ohne gleichzeitig ins offene Messer zu laufen. Dies habe insbesondere Schweinsteiger sehr gut gemacht, den Löw für seine “kämpferische und organisatorische Leistung” lobte. Gleichzeitig merkte der Coach aber auch an, dass die Kräfte des Münchner Mittelfeldmanns “nur für etwas mehr als 60 Minuten ausreichten”. Schweinsteiger ist also noch immer nicht vollständig fit.
Das macht die Entscheidung für das kommende Achtelfinale gegen Algerien kompliziert. Denn während es bei der WM 2006 (Michael Ballack und Torsten Frings) sowie WM 2010 (Schweinsteiger und Khedira) noch eingespielte Pärchen auf der immens wichtigen Sechserposition gab, wird bei diesem Turnier im deutschen Zentrum wohl immer wieder umgebaut werden müssen.
Auch Khedira, der sich nach seinem Kreuzbandriss mit aller Härte und großer Geschwindigkeit zurück ins Team arbeitete, hat noch ein Kraftdefizit. Er wird in diesem Turnier immer wieder Pausen brauchen. Schweinsteiger ebenfalls. Da beide den Anspruch haben, immer zu spielen, muss Löw nun vor jedem Spiel aufs Neue entscheiden, wer von beiden gerade weniger müde ist.
USA – Deutschland 0:1 (0:0)
0:1 Müller (55.)
USA: Howard – Johnson, Gonzalez, Besler, Beasley – Beckerman, Jones – Zusi (84. Yedlin), Bradley, Davis (59. Bedoya) – Dempsey
Deutschland: Neuer – Boateng, Mertesacker, Hummels, Höwedes – Lahm, Schweinsteiger (76. Götze) – Özil (89. Schürrle), Kroos, Podolski (46. Klose) – Müller
Schiedsrichter: Ravshan Irmatow (Usbekistan)
Zuschauer (in Recife): 42.000
Gelbe Karten: González, Beckerman – Höwedes
Ballbesitz (in Prozent): 32 / 68
Schüsse: 4 / 13
Zweikämpfe: 46 / 54
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Deutscher Sieg gegen die USA: Das Stehaufmännchen sorgt für Ordnung
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