Montag, 02. Juni 2014
Mit dem Album “New Eyes” der vier jungen Briten von Clean Bandit kann der Sommer beginnen. Jeder Song klingt anders. Wieso das so ist und wieso es mit den Vieren auch mal gefährlich werden kann, erzählt die Band im Interview mit n-tv.de.
Jack und Luke Patterson, Grace Chatto und Neil Amin-Smith schlossen sich 2008 als Clean Bandit zusammen. Nach ersten Startschwierigkeiten landeten sie Anfang 2014 mit ihrer Single “Rather Be” einen Nummer-Eins-Hit und werden seitdem als Dance- und Popsensation des Jahres gehandelt. Mit ihrem Album “New Eyes” zeigen die Briten nun die Vielfältigkeit ihrer Musik. n-tv.de sprach mit den Brüdern Jack und Luke über klassische Musik, Abenteuer und Stylisten.
n-tv.de: Zurzeit brecht ihr sämtliche Rekorde – bei iTunes, Shazam, bei den Verkaufszahlen eurer Alben – wie schafft ihr das?
Luke: Wir haben viele Fans, die einfach unsere Musik kaufen. Denn die Leute wollen uns kennenlernen, wollen wissen, wer wir sind und was wir machen.
Jack: Es ist wirklich verrückt, dass das passiert. Bis vor kurzem wusste ich gar nicht, dass diese Rekorde existieren. Unglaublich.
Würdet ihr sagen, dass ihr dank des Internets entdeckt wurdet? Denn ihr habt das Video zum Song “Mozart’s House” dort hochgeladen.
Jack: Das Video war zwar das erste, was von uns veröffentlicht wurde und ich denke auch, dass es wichtig war, aber am allerwichtigsten ist immer noch das Radio. Denn erst als unser Song im Radio gespielt wurde, hatten die Leute ernsthaftes Interesse an uns, wir haben Tausende Anrufe bekommen. Natürlich sind die Macht und die Kraft des Internets immens, aber das Radio ist wichtiger.
Das Besondere an eurer Musik ist, dass ihr klassische Elemente mit Dance- und elektronischer Musik kombiniert. Wieso funktioniert diese Mischung so gut?
Jack: Mit elektronischer Musik kann man enorme Power entwickeln. Man kann richtig Krach damit machen und laut werden. Aber die klassischen Elemente haben diesen eindeutig menschlichen Charakter. Sie schaffen eine Basis, die die elektronische Musik niemals bieten könnte. Insgesamt erzeugt die Mischung aus der Kraft der elektronischen Musik und der menschlichen Seite der klassischen Musik eine interessante Kombination.
Wieso hatte vor euch niemand diese Idee?
Jack: Es gab andere, die vor uns die Idee hatten. Gerade im Soul und im Funk kommen immer wieder vor allem Streicher zum Einsatz. Bei uns ist es nur sehr viel expliziter
Klassische Musik ist bei jüngeren Generationen nicht so beliebt. Wollt ihr sie wieder “cooler” werden lassen?
Luke: Es ist nicht wirklich unser Ziel, wir versuchen einfach diese Musik zu verkörpern und etwas Interessantes zu bieten.
Jack: Genau, und wenn wir das schaffen, ist es ein gutes Nebenprodukt unserer Musik. Denn es ist schön, wenn sich die Leute wieder mehr für klassische Instrumente begeistern.
Luke: Auch die Liebhaber der klassischen Musik mögen unsere Musik. Sie finden es cool, dass es neue Entwicklungen gibt.
Eure Musik wird als Dance bezeichnet. Habt ihr euch in der Szene schon einen Namen gemacht?
Jack: Ich würde es gar nicht Szene nennen. In London gibt es eine Gruppe von Leuten, die zusammen arbeiten. Sie haben alle verschiedene Stile und gehören eher zusammen wie eine Familie, als dass sie eine Szene bilden. Dort reinzuwachsen war nie schwierig, es hat sich natürlich angefühlt und es war leicht, sich dort einzufügen. Es sieht von außen vielleicht aus wie eine Szene, aber es ist einfach ein Haufen von Freunden.
Euer Album ist am 30. Mai erschienen. Gibt es darauf etwas zu hören, das man nicht erwartet hätte?
Luke: Es wird ein paar Songs geben, die anders sind und für die wir auch neue Sänger ins Boot geholt haben.
Jack: Wenn man bisher nur “Rather be” kennt, wird jeder Song neu klingen. Denn wir haben keinen Leadsänger, sondern arbeiten mit verschiedenen Sängern. Und denen “erlauben” wir, uns den Stil zu diktieren, unser Sound verändert sich also ständig. Mal geht es in Richtung Dancehall, mal in Richtung Folk – es ist einfach immer etwas Neues und Anderes.
Wie wählt ihr eure Sänger aus?
Jack: Das ist unterschiedlich. Mit manchen Sängern sind wir schon ewig befreundet und sie sind immer wieder dabei. Andere haben wir selbst im Radio gehört, sie haben uns gefallen und wir haben versucht, Kontakt mit ihnen aufzunehmen. Wieder andere haben wir beim Singen auf der Straße entdeckt.
Luke: Eine Sängerin haben wir zufällig im Studio kennengelernt, weil sie gleichzeitig mit uns aufgenommen hat. Sie hat sich als unglaublich tolle Sängerin entpuppt und wir haben sie uns geschnappt.
Gibt es einen Sänger oder eine Sängerin, mit der ihr gerne mal arbeiten würdet?
Jack: Prince wäre cool!
Ich habe einige eurer Videos gesehen und gelesen, dass die genauso wichtig sind für euch, wie der Sound. Auch das neue Album wird es als visuelle Version geben, oder?
Jack: Nicht vollständig, aber bisher haben wir acht Videos gemacht. Selbst. Sie werden auf der Deluxe-Version des Albums drauf sein. Und du hast Recht, die Videos zu produzieren ist genauso wichtig für uns, wie die Musik aufzunehmen. Denn Musik und Bild spielen zusammen. Wir sind sozusagen unsere eigene kleine Produktionsfirma.
Ihr erfindet also auch die Geschichten für die Videos selbst?
Jack: Ja, auf jeden Fall. Manchmal haben wir die Idee zu einem Video bevor es einen Song dazu gibt. Dann machen wir also die Musik für das Video.
Ich habe gehört, dass es bei den Drehs auch schon mal zu gefährlichen Situationen kam – zum Beispiel mit dem Model Lily Cole.
Jack: Ja, wir wollten unter Wasser drehen und haben dafür einen alten Pool benutzt, der absichtlich nicht sauber gemacht werden sollte. Wir konnten daher aber nicht die Heizung des Pools anmachen, da er dadurch automatisch gereinigt worden wäre. Um das Wasser trotzdem zu heizen, haben wir mir einem Freund selbst eine Heizung gebaut – aus vier Radiatoren. Technisch ist es ein bisschen kompliziert, aber man kann es so zusammenfassen: Durch unsere Eigenkreation hätte beinahe der gesamte Pool unter Strom gestanden. Zum Glück war Lily Cole zu diesem Zeitpunkt nicht im Wasser, das hätte gefährlich werden können.
Wie war es, mit einem Supermodel zusammen zu arbeiten?
Jack: Sie ist toll, so professionell. Denn das sind wir gar nicht und sie hat uns sehr inspiriert. Sie war sechs Stunden in diesem kalten Wasser und hat sich nicht beschwert.
Mögt ihr ihren Stil? Denn sie ist sehr einzigartig.
Ja, sie sieht toll aus. Bei dem Dreh sah sie aus wie eine echte Meerjungfrau.
Gab es noch ähnliche abenteuerliche Situationen?
Jack: Ja, wir haben Grace auf einer Klippe gefilmt und es war extrem gefährlich, sie dort hinzubekommen, weil der Stein ganz nass, rutschig und voller Seegras war. Und während versucht wurde, sie dort hoch zu bekommen, warteten Luke und ich in einem kleinen Boot mitten auf dem Meer. Das war ein Alptraum, wir hätten alle draufgehen können. (lacht) Aber es war ein cooles Ergebnis am Ende.
Ihr beiden seid Brüder, und Jack und Grace sind ein Paar. Gibt es viel Streit durch diese Konstellationen?
Luke: Ja, hin und wieder gibt es Probleme. Aber das ist normal. Dadurch, dass wir Brüder sind beziehungsweise dadurch, dass es ein Paar gibt, sind diese aber einfacher zu lösen. Denn wir stehen uns so nah, dass wir alles besprechen können. Es artet nie aus.
Euer Kleidungsstil ist sehr speziell und manchmal etwas ausgefallen. Wie würdet ihr euren Stil beschreiben?
Jack: Das ist schwierig. Wir hatten lange Zeit noch nicht mal einen Stylisten.
Luke: Wir haben unseren eigenen Stil kreiert, oft auch in Zusammenhang mit den Videos. Aber seitdem wir den Nummer Eins Hit hatten, haben wie einen Stylisten und der hat einiges verändert. (lacht)
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Ist es mit einem Stylisten denn einfacher oder muss man oft Sachen tragen, die einem nicht gefallen?
Jack: Grace und Neil lieben es. Luke und ich legen nicht so viel Wert darauf.
Luke: Ja…(beide lachen)
Und was ist euer Plan B, falls es mit der Musik nicht klappen sollte?
Jack: Vielleicht Filme machen.
Luke: Das wäre für mich auch eine Option.
Jack: Grace würde auch in die Filmproduktion gehen. Sie würde bestimmt als Hollywoodproduzentin enden. Oder sie geht ins Musikmanagement – als Chefin für Warner. (lacht)
Mit Jack und Luke von Clean Bandit sprach Saskia Nothofer
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Quelle: n-tv.de
"Wir hätten alle draufgehen können": Clean Bandit erobern den Dancefloor
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