Mittwoch, 02. Juli 2014
Was für eine Verlängerung, was für ein Offensivspektakel. Belgien scheint nach 105 Minuten bereits wie der sichere Sieger – doch die USA stecken nicht auf. Am Ende jedoch müssen Jürgen Klinsmann und sein Team trotzdem die Koffer packen.
Jürgen Klinsmann muss seinen Traum vom ganz großen WM-Coup in Brasilien nach dem Thriller von Salvador begraben. Der ehemalige Bundestrainer verlor mit den USA ein nervenaufreibendes Achtelfinale gegen Belgien mit 1:2 (0:0) nach Verlängerung. Durch die Treffer des überragenden Wolfsburgers Kevin de Bruyne (93.) und von Joker Romelu Lukaku (105.) verfehlte Klinsmann den angestrebten nächsten Schritt mit dem “schlafenden Riesen” USA, der zum zweiten Mal nach 2002 die Runde der letzten Acht erreichen wollte. Julian Green (107.) von Bayern München konnte nur noch verkürzen – ein großartig kämpfendes US-Teams wurde nicht mehr mit dem Elfmeterschießen belohnt.
Belgiens Coach Marc Wilmots gewann dennoch verdient das mit Spannung erwartete Duell der beiden früheren Bundesliga-Profis. Die über weite Strecken klar überlegenen Roten Teufel zogen zum zweiten Mal nach 1986 ins Viertelfinale ein. Dort warten nun am Samstag in Brasilia Argentinien und Lionel Messi. “Das war verdient. Wir hatten 15 Torchancen, waren am Ende auch frischer. Wir haben etwas Angst bekommen nach dem Anschlusstreffer, aber am Ende hat es verdientermaßen gereicht”, sagte Wilmots.
Überragender Tim Howard
Nach dem 14. Pflichtspiel-Sieg in Folge unter dem ehemaligen Schalker “Eurofighter” war auch klar: In sämtlichen acht Achtelfinals setzten sich in Brasilien die Gruppensieger durch. Im letzten Duell hätte dies vor 51.227 Zuschauern beinahe US-Torwart Tim Howard verhindert, der überragend hielt, aber sein Team am Ende nicht retten konnte.
Beide Trainer waren von Beginn an sichtlich angespannt. Klinsmann und Wilmots standen zumeist an der Seitenlinie und versuchten wild gestikulierend, Einfluss auf das Spiel zu nehmen. Denn es lief zunächst nicht viel zusammen. Beiden Teams fehlte die Präzision im Aufbauspiel.
In der 21. Minute musste Belgiens Torwart Thibaut Courtois erstmals eingreifen und war bei der Direktabnahme von Clint Dempsey zur Stelle. Zwei Minuten später kam der bis dahin starke Wolfsburger Kevin De Bruyne frei zum Schuss, verfehlte aber das Tor. Kurz danach musste DaMarcus Beasley in höchster Not vor dem einschussbereiten Marouane Fellaini klären – es war die Phase, in der sich die spielerische Überlegenheit der Belgier erstmals deutlich bemerkbar machte.
Ohne den verletzten künftigen Gladbacher Fabian Johnson, der nach einer guten halben Stunde mit einer Muskelverletzung das Feld verlassen hatte, versuchten die USA, mit viel Krafteinsatz dagegen zu halten. Sie kamen gegen die technisch viel stärkeren Belgier nun aber häufiger einen Schritt zu spät.
Führung liegt in der Luft
Nach der Pause schien der belgische Führungstreffer nur noch eine Frage der Zeit. Schon in der 48. Minute musste Howard bei einem Kopfball des kleinen Dries Mertens (1,64 m) erneut sein ganzes Können aufbieten. Doch den klar überlegenen Belgiern fehlte der letzte Punch vor dem US-Tor. Bezeichnend war eine Situation in der 54. Minute, als de Bruyne und Origi nacheinander an einer Hereingabe von Jan Vertonghen vorbeirutschten. Die US-Abwehr geriet zunehmend ins Schwimmen. Origi traf per Kopf die Latte (56.), Vertonghen war mit einem Volleyschuss gefährlich (57.), Mertens verfehlte das Tor per “Schürrle-Hacke” knapp (60.).
Klinsmann hoffte auf einen “Lucky Punch”, während Belgien weiter anrannte. Origi (71./85.) scheiterte am exzellenten Howard, ebenso der eingewechselte Kevin Mirallas (76.), Eden Hazard (79.) und Kapitän Vincent Kompany (90.).
Wahnsinn in der Verlängerung
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Belgien stürmte in der Verlängerung einfach weiter und wurde endlich belohnt. Nach Zuspiel des erst zur Verlängerung eingewechselten Lukaku machte es de Bruyne mit seinem Schuss ins Eck ganz genau – diesmal hatte auch Howard das Nachsehen. Als Lukaku wenig später selbst traf, schienen die USA geschlagen.
Doch die Klinsmann-Elf hörte nicht auf zu kämpfen: Nach dem Anschlusstor des eingewechselten Green in der 107. Minute ging es rasant hin und her. Die USA drückten auf den Ausgleich, Belgien konterte immer wieder gefährlich. Der Ex-Schalker Jermaine Jones hatte die Riesen-Chance zum Ausgleich, zielte mit dem Außenrist aber knapp daneben. Nach einer guten Freistoßvariante und Passstafette konnte Dempsey freistehend den belgischen Keeper nicht überwinden (114.) Auch Green (117.) vergab noch eine Ausgleichmöglichkeit. Doch es half nichts mehr, die USA wachten zu spät auf und müssen nach Hause fahren.
Belgien war vor Beginn des Turniers als Geheimfavorit gehandelt worden. Nach dem überzeugenden, offensiv gradlinigen, temporeichen und anspruchsvollen Auftritt gegen die USA kann das “Geheim” aus dem Wort wohl gestrichen werden.
Quelle: n-tv.de
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