Tuesday, September 30, 2014

Goldener Windbeutel: Nestlé bekommt Negativpreis für Babynahrung


Berlin – Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch vergibt ihren “Goldenen Windbeutel” für die dreisteste Werbelüge in diesem Jahr an Nestlé. Die Alete Trinkmahlzeit ab dem 10. Monat werde von dem Lebensmittelkonzern wie ein gesundes Babyprodukt beworben, obwohl es in Wirklichkeit Überfütterung und Kariesbildung fördere. Mit großem Vorrsprung hätten die insgesamt 150.000 Teilnehmer des Online-Votings Nestlé dafür zum Sieger des Negativpreises gewählt.


Auf dem zweiten Platz der Abstimmung zum “Goldenen Windbeutel” landete die hühnerfleischfreie “Hühnersuppe” von der Unilever-TochterKnorr, die weitgehend ohne Hühnchen auskommt und gleichzeitig einige Geschmacksverstärker enthält, von denen sie laut Verpackungsaufschrift eigentlich frei sein sollte.


An die Grenzen des Erlaubten ist nach Meinung der Verbraucherschützer Coca-Colamit seinem Vitaminwasser Glacéau gegangen. Der Limonadenhersteller hat das farbige Getränk mit einigen Aromastoffen und Vitaminen angereichert und mit einem Etikett versehen, das an echte Medizin aus der Apotheke erinnert. Alle Vitamine, die Glacéau enthält, sind in herkömmlicher Nahrung ausreichend verfügbar.


Der Goldene Windbeutel: Das waren die KandidatenZur Großansicht

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Der Goldene Windbeutel: Das waren die Kandidaten




Der Apfelsaft von Coop fällt im Vergleich dazu mit einem eher harmlosen Etikettenschwindel auf. Dort wird versprochen, die verwendeten Äpfel kämen vollständig aus der Region. Tatsächlich karrt der Abfüller die Früchte auch aus der Ferne heran.

Die Kritik an den Frühstückskeksen von Mondelez: Das als Frühstücksersatz gepriesene Gebäck enthält bis zu 28 Prozent Zucker. Daran sei im Prinzip nichts auszusetzen, sagen die Foodwatch-Leute, wenn nicht der Anschein einer gesunden Ernährung erweckt würde. Die Firma selbst teilte mit, man informiere die Verbraucher über Eigenschaften, Nährwerte und Zutaten der Frühstückskekse “vollständig und ausführlich auf der Verpackung und im Internet”.


Insgesamt standen in diesem Jahr fünf Kandidaten zur Wahl – weil sie eine gesundheitsfördernde Wirkung vorgaukeln oder indirekt Ingredienzien versprechen, die sie in Wirklichkeit gar nicht enthalten.


Foodwatch vertritt den Grundsatz, dass jeder Verbraucher selbst entscheiden sollte, wie er sich ernähren will. Doch ohne ehrliche und klar verständliche Informationen sei das kaum möglich. Die Lebensmittelindustrie nutze nach wie vor die Lücken, die ihnen der Gesetzgeber bietet.


Im kommenden Jahr könnte Nestlé zumindest für die umstrittene Trinknahrung von Alete nicht mehr mit einem Negativpreis bedacht werden: Nur einen Tag vor dem Ende der Foodwatch-Abstimmung gab der Konzern bekannt, die Babynahrungsmarken Alete und Milasan an private Investoren zu verkaufen. Mit dem Werk im oberpfälzischen Weiding gehen sie zum Jahr 2015 auf die Stuttgarter Beteiligungsgesellschaft BWK und den Privatinvestor Horst Jostock über. Nestlé will sein Geschäft mit Säuglingsnahrung in Deutschland und Österreich auf die Marke Beba fokussieren.




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