Stand: 16.09.2014 07:46 Uhr
Die mutmaßliche NSU-Terroristin Zschäpe hat nach SWR-Recherchen im Gefängnis bemerkenswerten Besuch bekommen. Eine Mitgefangene durfte bei ihr übernachten. Das Besondere: Die Frau zeigt sich im Netz mit Bildern des “Rosaroten Panthers”.
Von Holger Schmidt, SWR, ARD-Terrorismusexperte
Es wirkt wie ein schlechter Scherz: Beate Zschäpe bittet in der Haft darum, mit einer Mitgefangenen sprechen zu dürfen – und das Gefängnis lässt eine Frau zu ihr, die in ihrem Umfeld mit dem Rosaroten Panther in Verbindung gebracht wird. Also genau der Comicfigur, die die mutmaßliche Terrorzelle NSU für ein widerliches Bekennervideo genutzt hat, in dem die Mordopfer verhöhnt werden.
Doch genau das ist Anfang Mai 2014 nach Recherchen des SWR in der Justizvollzugsanstalt München Stadelheim passiert. Zschäpe hatte sich an das Personal gewandt und gesagt, sie brauche jemand zum Reden. An diesem Tag hatte sie schon vormittags vor Gericht über Unwohlsein geklagt und von einer schlechten Nachricht für sie gesprochen. Im Gefängnis bot man ihr einen Seelsorger an – doch Zschäpe wünschte eine bestimmte Mitgefangene zum Reden.
Die Gefängnisleitung akzeptierte, die 32-jährige Frau durfte ihre Matratze mit in die Zelle von Zschäpe nehmen – und blieb über Nacht. Das Oberlandesgericht, die Bundesanwaltschaft oder das Bundeskriminalamt wurden nicht gefragt. Laut einem Vermerk des Gefängnisleiters, der dem SWR vorliegt, verlief die Nacht ohne besondere Vorkommnisse, Zschäpe sei lediglich am Morgen schlecht gelaunt gewesen.
Der Besuch kam zu den Akten. Doch inzwischen ist die Frau nicht mehr in Haft. Sie erzählt dem SWR von der Zeit mit Beate Zschäpe – und präsentiert sich im Internet mit dem Spitznamen “Pinky” und Bildern des Rosaroten Panthers. Das sei aber schon vor der Haft ihr Markenzeichen gewesen, ein Straßenname, sagt sie. Zschäpe habe das lustig gefunden. Überhaupt sei die Angeklagte eine “liebe und nette Person, die wie eine Mutter für sie gewesen” sei.
Die bayerische Justiz will sich zu dem Vorgang nicht äußern. Das Gefängnis sagte auf SWR-Anfrage, die Persönlichkeitsrechte von Zschäpe und ihrer Besucherin seien höher zu bewerten, als eine Auskunft zu dem Vorgang. Aus Kreisen der Münchner Justiz war lediglich zu hören, dass niemand Hinweise auf eine rechtsextreme Gesinnung der Frau habe – allerdings wusste auch niemand etwas von ihrer Vorliebe für den Rosaroten Panther.
Was in jener Nacht im Mai in Zschäpes Zelle besprochen wurde, sagt die Frau nicht. Sie macht nur Andeutungen: Die Öffentlichkeit habe ein falsches Bild von der Angeklagten, die Vorwürfe träfen so nicht zu. Und “jeder macht in seinem Leben mal Fehler”. Welche Fehler das seien, darüber schweigt sie – und lächelt.
tagesschau.de – Die Nachrichten der ARD
NSU: "Paulchen Panther" in Zschäpes Zelle
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